Die Wochenzeitung „Der Freitag“ hat sich von ihren Herausgebern getrennt – und markiert damit nach eigenen Angaben das Ende einer Übergangsphase.
Die Wochenzeitung Der Freitag hat sich von ihren Herausgebern getrennt. Verleger Jakob Augstein sagt, er sei dankbar, dass die Herausgeber das Blatt in der Übergangsphase begleitet hätten: „Diese Übergangsphase ist nun abgeschlossen.“ Die Trennung erfolgte nach einem letzten Treffen im Dezember mit einem Brief Augsteins. Höflich und ohne Krach, dennoch wird Kritik laut.
Der Grünen-Politiker Frithjof Schmidt, der evangelische Theologe und DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer, György Dalos, Schriftsteller und Gründer der ungarischen Oppositionsbewegung, sowie die ostdeutsche Journalistin und Schriftstellerin Daniela Dahn waren bereits Herausgeber des Freitag, bevor die Zeitung im Mai 2008 an den Spiegel-Erben verkauft worden ist.
Seither hat sich das Blatt gewandelt.
Neustart im Februar 2009
Augstein spricht von einem Häutungsprozess. Sichtbarstes Zeichen war der Neustart im Februar 2009. Seitdem versteht sich der Freitag als Meinungsmedium, das gedruckt wie online neue, andere Leser anspricht. Glaubt man ihrem Eigentümer, ist sie auf gutem Weg, in wenigen Jahren schwarze Zahlen zu schreiben. „Wir sind im Plan“, sagt Augstein und spricht von steigenden Abo-Zahlen (knapp 10.000 Exemplare) und einem wachsenden Anzeigengeschäft – beides freilich auf niedrigem Niveau.
Die Herausgeber galten als letztes Bindeglied zum alten Freitag. Hervorgegangen war der 1990 gegründete Freitag aus dem ostdeutschen Sonntag und der DKP-nahen Volkszeitung. Als Augstein das defizitäre Blatt übernommen hat, begann er es zu entstauben und zu entideologisieren.
„Intellektuelle Substanz eingebüßt“
Daniela Dahn und Schorlemmer sehen diese Entwicklung kritisch. Beide monieren, dass die Herausgeber zu wenig in Entscheidungen eingebunden worden seien, der Einfluss geschwunden sei und sich das Gremium als verzichtbar empfunden habe. „Insofern ist die Trennung konsequent“, sagt Dahn. Gravierender ist ihre Kritik am Profil der Zeitung und an Augstein selbst, wenn sie sagt: „Der Freitag hat an intellektueller Substanz eingebüßt“. Soweit will Schorlemmer nicht gehen, bemängelt jedoch, wie wenig sich das Blatt unter Augstein den nach wie vor existenten Ost-West-Problemen annehme.
Der Auslöser dafür, dass die gegenseitige Ignoranz zwischen Augstein und den Herausgebern zur Trennung geführt hat, war jedoch offensichtlich ein vom Freitag im vergangenen Sommer nicht gedruckter Artikel der mit der Partei Die Linke sympathisierenden Dahn. Er erschien später in den „Blättern für deutsche und internationale Politik“. Der Artikel lässt gewisse Sympathien zum Libyen des damals noch lebenden Diktators Gaddafi erkennen. Augstein sagt: „Wäre Frau Dahn eine einfache Autorin gewesen, hätte der Freitag den Artikel gern veröffentlicht.“ So aber hätte das den Anschein vermittelt, als sei die Meinung, die die Herausgeberin vertritt, Blattlinie.
Die aber will er selbst vertreten. Dahn sagt, sie schätze Augstein als Autor, bedauere jedoch, „dass der als Verleger, Geschäftsführer und manchmal auch als Chefredakteur Agierende sich mit den Herausgebern eines kritischen Korrektivs entledigt hat“. Schorlemmer scheint das ähnlich zu sehen. Eine Zeitung brauche zwar eine klare Führung. Augsteins Vorgehen zeuge jedoch von „sehr hohem Selbstbewusstsein“. Seinem Freitag-Abo will er dennoch treu bleiben. Und auch Dahn wünscht der Zeitung „alles Gute“.