Daniela Dahn

Sein Herz über die Hürde werfen – Erinnerungen an Egon Bahr

erschienen in: der Freitag | Nr. 35 | 27. August 2015 Erinnerungen an Egon Bahr Er war ein intellektueller Anstifter und freundschaftlich Vertrauter Für mich war Egon Bahr ein zeitgemäßer Nathan der Weise. Die Verkörperung eines Mannes, der die Vision von Toleranz und Menschlichkeit zum Maß seines Handelns macht. Eine Gestalt, wie es sie in jedem…

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Nationaltheater Weimar: Emanzipiert Euch!

Über die Selbstermächtigung der Bürger – vom Widerspruch zwischen Notwendigem und Machbaren   Der Sonntag Vormittag ist auch im säkularisierten Umfeld meist noch eine arbeitsfreie Zeit der Erbauung und Besinnung geblieben. Da mag die schroffe Aufforderung: Emanzipiert Euch!, wie ein unsanfter Weckruf in Sie fahren. Sich emanzipieren heißt, sich anstrengen. Wollen Sie das überhaupt? Allein…

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Staatseigentum ist Privateigentum

erschienen in:  Warum Staat und Eigentum getrennt werden müssen Seit den alten Römern gilt: Das Heiligste von allem ist das Eigentum. Die Machthaber müssen es unter allen Umständen schützen, weit mehr als Talent und Kreativität, weit mehr als soziale Besitzstände wie Löhne, Renten oder Mieten. Die alten Griechen hatten einen gerechteren Eigentumsbegriff. Die neuen Griechen…

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Eine zweite Befreiung

erschienen in: der Freitag 19/15 8. Mai Statt zum 70. Jahrestag des Kriegsendes Moskau zu boykottieren, sollte es endlich eine europäische Sicherheitsstruktur mit Russland geben Der Entzug von verdienter Würdigung ist eine Sanktion, die schlimmer schmerzt als der Entzug von Brot. Die Rote Armee hatte sich nicht nach Krieg gedrängt – der Überfall Nazideutschlands auf…

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Da liegt kein Segen drauf. Zum geplanten Zentrum gegen Vertreibung. Süddeutsche Zeitung 6.2.04

Geschichtsschreibung ist bekanntlich die Summe der Lügen, auf die sich die Mehrheit  einigt. In Ost und West hatte man sich mehrheitlich darauf geeinigt, das Elend der Flüchtlinge weitgehend auszublenden. In meiner Kindheit waren bildhafte Schilderungen von der Flucht dennoch präsent, denn die Familie meiner Mutter stammte aus Breslau. Sie verlor dort all das, was die…

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Wir wollen doch auch noch leben oder Die Legende vom faulen Ossi, S. Fischer Verlag, 2005

in: „Ein Land genannt die DDR“, Hg. Ulrich Plenzdorf, Rüdiger Dammann, Frankfurt 2005 DDR-Wirtschaft im Rückblick – wie lässt sich diese ebenso spröde wie widersprüchliche Materie, die sich zudem mit jedem Tag von genauer Erinnerung entfernt, auf den Punkt bringen? Man könnte die Statistik kommentieren: Vom schweren Anfang in die zum Mauerbau führende Krise, über…

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Die Braunlage, Kursbuch Heft 162 vom 28.11.05, gekürzt unter dem Titel: Einseitige Linksfürchtigkeit, in: Die Zeit Nr. 48, S. 21

Behauptungen, die man nicht für möglich hält, nötigen einen mit Zweifeln zu leben, die Sache zu vergessen oder nachzufragen. Nach der deutschen Einheit wurde beteuert, aus den Fehlern der Nachkriegszeit gelernt zu haben. Systemnahe Kommunisten sollten nicht, wie damals Nazigetreue, auf Nachsicht hoffen dürfen. Dieser Vorsatz wurde erfolgreich umgesetzt, aber gleichzeitig die Chance verpasst, bei…

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