Daniela Dahn nennt Treuhand-Ökonomie schlimmer als die DDR-Wirtschaft
Börne-Preis
Die ostdeutsche Publizistin Daniela Dahn hat am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche den mit 20 000 Euro dotierten Börne-Preis erhalten. In ihrer Dankesrede übte die Autorin scharfe Kritik an der Politik nach der Wiedervereinigung. Die neuen Bundesländer seien zu „Almosenempfängern“ degradiert worden, die ihre Waren aus dem Westen erhielten. Der nach der Einheit gegründeten Treuhand warf sie eine solche „staatliche Misswirtschaft“ vor, die so nicht einmal in der früheren DDR vorstellbar gewesen sei. Als derzeit größtes Tabu in Deutschland bezeichnete Dahn die ungleiche Vermögensverteilung. Die Nostalgie vieler „Neu-Bundesbürger“ richte sich nicht „auf ein spätes DDR-Bild, sondern auf ihren frühen Traum von der Bundesrepublik“. „Immer noch besteht das Grundmissverständnis zwischen Ost und West darin, dass eine Seite denkt, sie gibt ihr Letztes, während die andere Seite denkt, man nehme ihr ihr Letztes.“ Den Medien warf Dahn vor, Themen wie die soziale Verpflichtung des Grundgesetzes nicht mehr zu berücksichtigen. Dahn ist die elfte Trägerin des Preises, der nach dem aus Frankfurt stammenden Autor Ludwig Börne (1786-1837) benannt ist. dpa